Christine Bolt, wie nutzen Sie unsere Strassen?
Ich bin beruflich bedingt vor allem in der Ostschweiz unterwegs. Für Kurzstrecken nehme ich das Auto. In die Stadt gehe ich bevorzugt zu Fuss. Da ich in Abtwil wohne und in St.Gallen arbeite, nehme ich am Morgen ab und zu das Velo. Dann habe ich gleich schon ein halbes Stündchen Sport gemacht. Wenn ich aber weiter wegfahre, dann nehme ich den Zug.
Wie schätzen Sie den Zustand des Schweizer Strassennetzes ein?
Als Luxus. Wir haben immer neue Strassenbeläge. Wir haben schöne Strassen. Und ein bestens ausgebautes Strassennetz. Sobald man wieder einmal über die Grenze ins Ausland fährt – wie ich zum Beispiel im Sommer nach Italien –, sieht man, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist.
Warum empfinden Sie es nicht als selbstverständlich?
Man braucht Ressourcen, um diese aussergewöhnlich gute Qualität aufrechtzuerhalten. Wir lassen uns in der Schweiz das Strassennetz etwas kosten. Es gibt Menschen, die sich fragen, ob das nötig ist. Ich selbst empfinde es als komfortabel, so unterwegs sein zu dürfen, egal, mit welchem Verkehrsmittel. Darum: Die Investition lohnt sich.
Die OLMA ist die grösste Publikumsmesse der Schweiz. Inwiefern ist eine solche Grossveranstaltung auf die Verkehrsnetze angewiesen?
Für uns ist die verkehrstechnische Erschliessung enorm wichtig. An die OLMA kommen in elf Tagen 350’000 Menschen, davon rund zwei Drittel mit dem ÖV. Sie steigen am Bahnhof St. Fiden oder am Hauptbahnhof aus und nehmen die Extrabusse. Wir haben nur wenige Parkplätze vor Ort, haben aber Parkmöglichkeiten auf der anderen Stadtseite und bieten von dort Shuttle-Busse an.
Sie bräuchten also mehr Parkplätze?
Nicht unbedingt. Zusammen mit anderen Grossveranstaltern der Stadt haben wir eine Initiative gestartet, mit dem Ziel, noch mehr Menschen auf den öffentlichen Verkehr umzuleiten. Dies auch aus ökologischen Gründen – und natürlich, weil an den Messen einiges an Alkohol getrunken wird. Wir sind froh, wenn die Leute mit dem ÖV kommen.
Die OLMA ist eine logistische Herausforderung. Wie garantieren Sie, dass auch im Hintergrund alles klappt?
Natürlich können wir bei der An- und Ablieferung nicht alle gleichzeitig aufs Gelände lassen. Das gäbe ein Chaos. Rund um den Bahnhof St.Fiden verfügen wir über Flächen, die wir wie eine Art Check-in nutzen. Dort kommen die Lastwagen und Lieferwagen an. Wir rufen die Fahrzeuge von dort ab und lassen sie gestaffelt aufs Gelände. Es gibt einen genauen Fahrplan, wer wann anliefern darf.
Wie viele Waren kommen da zusammen und wie viel Zeit braucht es, um sie anzuliefern?
Über die Menge des Warenumschlags führen wir keine Statistik. Ich kann Ihnen aber sagen, es ist enorm viel! Die Aussteller beginnen sieben Tage vor Messebeginn mit den Anlieferungen. Für unsere eigenen Messebauten geht es schon zweieinhalb Wochen vorher los. Das Aufräumen geht viel schneller. Das ist in zwei bis drei Tagen durch.
Die OLMA findet 2023 zum 80. Mal statt. Welche Bedeutung hat sie für die Region?
Die OLMA-Eröffnung ist der Tag, an dem Regierungen aus acht Kantonen sowie aus dem Fürstentum Liechtenstein nach St.Gallen kommen. Auch ein Vertreter des Bundesrats ist immer dabei. Es gibt viel Politik, viel Prominenz. Wir können uns zeigen und werden wahrgenommen. Die OLMA ist wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich enorm wichtig für die Ostschweiz.
Und für die Ostschweizerinnen und Ostschweizer, was bedeutet die Messe für sie?
Die OLMA ist für uns Ostschweizer ein bisschen wie der Säntis. Ein Stück Identität.